Die Weisen aus dem Morgenland und der geheimnisvolle Stern von Bethlehem

von
Armin Krakolinig


Jedes Jahr im Jänner werden wir durch die drei Sternsinger an eine Geschichte erinnert, die uns von der Bibel her als die Geschichte der "Weisen aus dem Morgenland" bekannt ist. Sie sollen auf ihrer langen Reise einem Stern gefolgt sein, der sie zum neugeborenen König der Juden führte. So sagt es zumindest die christliche Tradition. Jedermann weiß heute, wieviel in der Geschichte um diesen Stern schon gerätselt wurde. Wir wollen uns nun die Frage stellen, was sich denn eigentlich hinter diesem geheimnisvollen Stern verbirgt und wieviel an dieser Geschichte durch das jahrhunderte alte Brauchtum überhaupt noch wahr geblieben ist.

 

Waren diese Weisen wirklich einem natürlichen Stern bzw. einem Kometen gefolgt?

 

Vor einigen Jahren, als der "Halleysche Komet" wieder auftauchte, konnte man in einigen Zeitungsartikel lesen, daß sogar Astronomen meinen, daß es vielleicht dieser Komet gewesen sein könnte, dem vor etwa 2000 Jahren die Weisen gefolgt sind! Jedoch hat die Astronomie bisher in ihren Berechnungen von Kometen keinen Hinweis auf einen Kometen gefunden, der um die Zeit der Geburt Jesu irgendwo in Erdnähe seine Bahn gezogen hätte. ("Signale aus dem All" v. Werner Gitt S 113 CLV Bielefeld)

Ich frage mich nur, warum seither und auch diesmal, niemand die Idee hatte, diesem Halleyschen Kometen mit Kamelen oder Pferden zu folgen. Hätte es jemand doch versucht, wäre er wahrscheinlich psychiatriereif gewesen.

Sie merken schon, wie absurd es eigentlich wäre, zu glauben, die Weisen hätten damals mit Kamelen das geschafft, was wir heute nicht einmal mit dem Flugzeug schaffen würden. Solcherlei Geschichten stehen auch sicher nicht in der Bibel.

 

Der "Stern" eine Konjunktion von Planeten?

Johannes Keppler meinte am 17. Dez. 1603, die Lösung für diesen Stern gefunden zu haben. Er beobachtete in dieser Nacht das Zusammentreffen der Planeten Jupiter und Saturn im Sternbild des Schützen. Das nennt man in der Astronomie eine "Konjunktion" Es ist eine Stellung zweier Gestirne in einer Linie mit der Erde. Keppler errechnete dann, daß es etwa um das Jahr 7 vor Christus sogar einen dreimalige Konjunktion dieser beiden Planeten gegeben habe. Diese beiden Planeten sollten daher um diese Zeit in einer Reihe mit der Erde gestanden haben und so ein besonderes Licht gebildet haben.

Da Jupiter bei den alten Völkern als Königsstern bekannt war und Saturn nach altjüdischer Tradition Israel schützen soll, schlossen diese Weisen, daß dieses besondere Licht am Himmel, die Geburt eines Königs in Israel bedeuten kann. (Information aus : Signale aus dem All" v. Werner Gitt!)

Viele andere Astronomen und namhafte Wissenschaftlern schlossen sich bisher dieser Meinung an, und das einfache Volk sagt es oft nach, ohne näher zu überlegen, ob so etwas wirklich möglich gewesen sein konnte.

Bevor wir aber diesem Geheimnis näher auf die Spur kommen, fragen wir uns noch, wer diese Leute wirklich waren, die diesem Stern gefolgt sind?

 

Waren es wirklich "drei heilige Könige"?

Die christliche Tradition spricht immer von drei Königen, die diesem Stern gefolgt waren. Lesen wir aber den biblischen Bericht etwas genauer, so ist von Königen überhaupt nicht die Rede und auch nicht von drei Königen.

Matthäus, der uns als einziger der vier Evangeliumsschreiber diese Geschichte berichtet, spricht lediglich von "Weisen aus dem Morgenland". Wieviele es waren, erwähnt er mit keinem Wort. Üblicher Weise schließt man aus den drei Geschenken von Gold, Weihrauch und Myrrhe, daß es nur drei gewesen seien.

Es ist aber durchaus möglich, daß es wesentlich mehr Leute waren, die damals als Weise nach Jerusalem und dann weiter nach Bethlehem zogen. Denn es ist anzunehmen, daß wenn sich damals Weise auf eine so lange Reise machten, sie mindestens in Begleitung ihrer Knechte und Mägde und anderer Diener waren. Vielleicht war auch das mit ein Grund, warum nicht nur Herodes wegen ihrer Ankunft in Jerusalem erschrak, sondern auch ganz Jerusalem! Matth. 2,3

 

Warum sollten es Könige gewesen sein?

Auf den Gedanken, daß es Könige gewesen sein könnten, kam man möglicherweise, weil es Stellen im Alten Testament gibt, die von Königen sprechen, die "ihm" Geschenke bringen werden. Nur ist dort nicht die Rede von drei Königen und auch nicht in Zusammenhang mit seiner Geburt!

Z. Bsp. in Ps. 72.10-11

"Die Könige von Tarsis und auf den Inseln sollen Geschenke bringen, die Könige aus Saba und Seba sollen Gaben senden. Alle Könige sollen vor ihm niederfallen und alle Völker ihm dienen."

Diese Beschreibung kann niemals auf den Besuch der Weisen passen!

 

Die Namen der drei Könige

Wie wir wissen, weiß die Tradition sogar die Namen von den 3 Königen zu berichten weiß. Kaspar, Melchior und Baltasar; Namen, die nirgends in der Bibel vorkommen. Auch dies ist eine reine Erfindung von mittelalterlicher katholischer Überlieferung und Brauchtums. All das entspricht in keiner Weise dem biblischen Bericht.

Wir können sicher annehmen, daß es nicht Könige sondern irgendwelche Philosophen bzw. Weise mit einem größeren Anhang waren. Denn wären es wirklich Könige gewesen, hätte sie der schlaue und ohnehin schon mißtrauische Herodes wohl nicht mehr aus dem Auge gelassen.

Ausländische Könige konnten damals auch nicht so einfach in ein fremdes Land ziehen, denn das hätte sofort den Verdacht eines Regierungsumsturzes gebracht! Wenn, dann konnte das nur im Rahmen eines Staatsbesuches gemacht werden.

 

Herodes und die Weisen

 

Der Text sagt uns, daß die Ankunft der Weisen und ihre Erkundigungen ganz Jerusalem aber besonders auch Herdes in Aufregung und Schrecken versetzte.

Herodes, der Heidenkönig schenkte der Ankunft der Weisen jedoch große Aufmerksamkeit. Er hatte wohl als römischer Herrscher einen jüdischen Komplott gegen seine Königsherrschaft vermutet. So ließ er zunächst die jüdischen Schriftgelehrten zu sich rufen, um zu erfahren, wo denn ihr Messias geboren werden sollte. Wahrscheinlich hatte er mitbekommen, daß es Prophezeiungen über ihn gab, über welche die jüdischen Schriftgelehrten Bescheid wissen müßten.

Tatsächlich nannten ihm diese Schriftkenner genau den vorhergesagten Geburtsort gemäß einer 700 Jahre alten Aussage des Propheten Micha. (Micha 5,1)

"Und Du Bethlehem Ephrata, die du klein bist unter den Städten Juda, aus dir soll mir der kommen, der in Israel Herr sei, und dessen Ausgang von Ewigkeit her gewesen ist".

 

An dieser Stelle müßte es uns sehr verwundern, warum keiner der jüdischen Geistlichkeit es für wert hielt, auch selbst in Bethlehem nach den Dingen zu sehen. So waren die Schriftgelehrten letztlich der Anlaß, daß diese heidnischen Weisen zu Jesus in Bethlehem geführt wurden, aber fanden es nicht der Mühe wert, selbst dort hin zu gehen, um zu sehen, was denn wohl hinter dieser Erkundigung der Weisen verborgen lag. Hier begann wohl schon das Drama der Verwerfung Jesu als Messias durch die jüdische Geistlichkeit.

 

Wollten die Schriftgelehrten Herodes täuschen?

Es ist sehr verwunderlich, daß die Schriftgelehrten und Priester dem ihnen im Prinzip feindlich gesinnten, römischen Landesherrn Herodes so freizügig den Geburtsort für ihren erwarteten Messias nannten. Normalerweise war es ja nicht unbedingt die Gepflogenheit der Juden, so offenherzig über ihre Messiaserwartung zu sprechen, und schon gar nicht zu den feindlichen Römern, unter deren Besatzung sie ja gerade litten. Was mag da wohl dahinterstecken?

Es ist sehr anzunehmen, und zum Teil wissen wir es auch heute, daß viele Juden damals in Wirklichkeit selbst nicht an die Geburt ihres Messias in Bethlehem glaubten. Sie wußten zwar, daß David, einer ihrer größten Könige dort geboren wurde aber damit ließen sie es auch bewenden.

Aus jüdischen Überlieferungen ist es nämlich bekannt, daß viele Juden ihren Messias eher in Jerusalem erwarteten, und nicht als Kind, das in Bethlehem geboren werden sollte. Sie erwarteten viel mehr einen schon erwachsenen König, der über ihren Tempel vom Himmel herab kommen, bzw. einfach als besonderer Held um ihren Tempel erscheinen, und dann die Römer mit Gewalt aus dem Lande treiben sollte.

Es gibt, soweit mir bis heute bekannt ist, keinen Hinweis, daß die Juden damals tatsächlich ihren Messias als Kind in Bethlehem bzw. überhaupt als Kind erwarteten. Der Geburtsort für den Messias ist nach dem prophetischen Verständnis der jüdischen Tradition nicht bekannt. Als daher die Schriftgelehrten dem Herodes Bethlehem als den Geburtsort nannten, haben sie nach ihrem Verständnis damit nicht den wahren Geburtsort verraten, sondern den Herodes getäuscht.

Dieses verkehrte Verständnis über die messianischen Prophezeiungen war wohl damals der Grund, daß die Schriftgelehrten dem Herodes ohne Bedenken diese Auskunft über Bethlehem gaben, aber selbst nicht dort hin gingen. Sie hatten zwar die Schrift in der Hand, unterwiesen auch andere darin, aber nahmen selbst nicht so wörtlich, was darin geschrieben stand!

Steht nicht heute die moderne Theologie und viele Christen des 20. Jahrhunderts in der selben Gefahr, so mit der Schrift umzugehen?

 

Die heutige Messiaserwartung unter Juden

Diese Art der Messiaserwartung der damaligen Juden gibt es auch heute noch in jüdisch - orthodoxen Kreisen. Diese Juden glauben, daß der Messias in der Zukunft erst kommen kann, wenn der Tempel in Jerusalem an der selben Stelle, wo er damals stand, wieder erbaut sein wird. Andere glauben wieder, daß die Juden nur die Vorbereitungen dafür treffen müßten, den Rest würde dann der Messias selbst für und mit ihnen tun. Eine andere Gruppe von Rabbinern ist der Ansicht, daß der Tempel Gottes bereits im Himmel fertig steht und bei der Ankunft des Messias vom Himmel herab kommen würde. (Öki, Freiburg/ Kipa, 27/28/ 1986 Inform. 7/86)

So gibt es zur Zeit sehr verschiedene Erwartungen. Aber alle laufen darauf hinaus, daß der Messias nur im Zusammenhang mit einem neu errichteten Tempel in Jerusalem kommen kann und wird. Deshalb setzen viele unter den Juden gerade in unserer Zeit alles daran, daß der Tempel wieder an dem Ort erbaut wird, an dem er damals stand. Die Vorbereitungen für den Bau sind schon längst im Gange, denn dies ist die Bedingung, daß ihr schon so lange erwarteter Messias endlich kommen kann. Das Problem ist nur, daß der Bereich, wo die Juden einmal den Tempel hatten und sie ihn wieder erbauen wollen, zur Zeit noch immer den Arabern gehört. Schlimmer für die Juden ist es aber, daß sich heute auf dem alten Tempelplatz der Juden eine moslemische Moschee befindet.

Wie wir inzwischen wissen, wollen ortodoxe Juden mit aller Gewalt dieses Gebiet den Arabern wieder wegnehmen. So kam es in den letzten Jahren in Jerusalem gerade deshalb immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen mit den Moslems.

In dem Nachrichtenblatt "Hier in Israel" von Sept.1992 stand dazu folgendes: " Die meisten Juden, die den Bau des Dritten Tempels in Jerusalem erwarten, glauben an die sogenannte stufenweise Entwicklung. Sie erwarten, daß aufgrund des Studiums der Thora und eines Gott wohlgefälligen Lebens er den Messias mit dem Auftrag senden wird, den Tempel aufzubauen. Wenige der heute lebenden Juden glauben an die sogenannt plötzliche Entstehung. Ihre Überzeugung ist es, daß Gott zehn Prozent der Aufgabe den Menschen überlassen hat und der Messias nicht kommen wird, bis der Mensch seinen Teil getan hat. Sie sind auch willig, den Staat auf seinen Teil am Auftrag aufmerksam zu machen.

Am Laubhüttenfest vor zwei Jahren (Herbst 1990) hat eine Gruppe mit Namen "Die Getreuen des Tempelberges" angekündigt, sie habe den Grundstein zum dritten Tempel bereitgestellt, und es sei alles soweit, um auf dem Tempelberg die Grundsteinlegung durchzuführen. Die Polizei mußte sie von dort fernhalten. Aufgrund der Ankündigung entstand ein Aufstand unter den Moslems. .... Bevor der Aufstand von der Sicherheitspolizei niedergeschlagen werden konnte, waren siebzehn Araber tot."

Diese fundamentalistischen Juden sind eben der Meinung, daß ihr Messias, den sie ja heute noch erwarten, nicht früher kommen könne, ehe nicht der Tempel an seinem ursprünglichen Platz wiederhergestellt sei.

Es ist inzwischen auch bekannt, daß alle Pläne, Finanzen und anderen Vorbereitungen für den Tempelbau, sowie deren Ausstattung, bereits getroffen sind.

Diese Messiaserwartung ist sogar unter Christen zu finden! Heute sieht es sogar so aus, als würde diese Messiaserwartung der damaligen Juden inzwischen auch die Erwartung vieler Christen sein. Von Vielen wird er irgendwann einmal in nächster Zukunft als buchstäbliche Person erwartet. Die Juden würden nach der geheimen Entrückung der wahren Christen ihren Tempel unter großen Trübsalen an dem alten Platz in Jerusalem wieder aufbauen. Dann erwartet man Jesus, der über dem Ölberg vom Himmel herabkommen soll, und dem zukünftigen Treiben des Antichristen und aller Feinde Gottes ein schreckliches Ende in Harmagedon machen wird. Danach sollte er sich noch einmal dem jüdischen Volk gnädig erweisen und mit ihnen ein 1000jähriges Friedensreich hier auf dieser Erde errichten. So wird der Messias der Juden selbst von Christen doch noch einmal zu einem irdischen Herrscher erhoben und als solcher auch erwartet.

 

Die jüdische Messiaserwartung in der 2. Versuchung Jesu

Wenn wir nun von diesem Hintergrund der damaligen und heutigen Messiaserwartungen der Juden den Bericht über die dreifache Versuchung Jesu studieren, dann werden wir entdecken, daß eine der Versuchungen Satans genau in diese Richtung zielte. (Matth. 4,5-7)

Satan stellte Jesus in der zweiten Versuchung auf die Zinne des Tempels. Also genau dort hin, woher die Juden etwa glaubten, daß ihr Messias kommen müßte. Nicht als armes Kind irgendwo im Stall geboren, sondern als erwachsener Mensch plötzlich und auf wunderbare und übernatürliche Weise sollte er vor den Augen des Volkes und vor allem der Geistlichkeit erscheinen.

Jesus sollte dieser Erwartung gemäß, vor den Augen des Volkes vom Tempel springen und durch ein Wunder beschützt werden. Damit hätte er genau der jüdischen Messiaserwartung entsprochen, und alle hätten ihn umjubelt und verehrt!

Doch Jesus hatte selbst dreieinhalb Jahre später noch dem Pilatus gesagt, daß er zwar ein König ist, aber "mein Reich ist nicht von dieser Welt!". Jesus ließ sich niemals auf den Gedanken ein, sein Himmelreich des Friedens mit dem Glanz der vergänglichen, irdischen Reiche einzutauschen.

Lieber ließ er sich schmählich verspotten, schlagen und ans Kreuz nageln, als dieser Versuchung nur mit einem Gedanken nachzugeben. In dieser Haltung sollte uns Jesus ein bleibendes Vorbild sein. Doch einen solchen Messias konnten die Juden aber auch die Heiden damals nicht gebrauchen.

Diese verkehrte Messiaserwartung der damaligen Juden, war letzlich wohl auch der Grund, daß die Schriftgelehrten dem Herodes diese Auskunft über Bethlehem gaben, aber selbst nicht dort hin gingen. So hatten sie zwar die Schrift in der Hand, unterwiesen auch andere darin, aber nahmen sie selbst nicht so wörtlich, wie es darin geschrieben stand! Wie es auch war, der Text sagt uns, daß Herodes damals aufgrund der Information von den Schriftgelehrten, die Weisen nach Bethlehem sandte, um nach dem Kind zu suchen!

 

Was aber entdeckten sie als sie von Herodes weg gingen? (Matth. 2, 9 + 10)

"Und siehe, der Stern, den sie (wohl einige Zeit vorher) im Morgenland gesehen hatten, zog vor ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, wo das Kindlein war" Und als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut!

 

Das heißt, daß die Weisen nun von Jerusalem bis nach Bethlehem von diesem Stern begleitet und geführt wurden!

 

Wie aber kamen die Weisen vom Morgenland nach Jerusalem?

Wer führte sie auf dieser langen Reise? Warum kamen die Weisen überhaupt genau zu diesem Zeitpunkt nach Jerusalem? Woher wußten sie so genau, daß der König der Juden, der Messias geboren wurde? Allgemein wird erzählt und geglaubt, daß diese Weisen tatsächlich einem seltsamen Stern, bzw. Kometen gefolgt waren. D.h. sie entdeckten einen wandernden Stern am Himmel, daraufhin sattelten sie schnell ihre Kamele und vielleicht auch Esel und zogen einfach diesem Stern nach, ohne zu wissen, wohin er sie führen würde! War das aber wirklich so?

 

Der geheimnisvolle Stern auf dem Weg von Jerusalem nach Bethlehem

 

In Matth. 2,9+10 lasen wir bemerkenswerterweise nicht, daß sie diesem Stern schon vom Morgenland gefolgt waren, sondern daß sie diesen Stern im Morgenland nur gesehen haben? Erst als sie von Herodes hinweggingen, sahen sie plötzlich wieder den Stern über ihnen, den sie schon einige Wochen vorher in Morgenland gesehen hatten. Hier sehen wir ganz deutlich, daß sie den Stern seit ihrer Wegreise im Morgenland, nicht mehr gesehen hatten! So lesen wir es auch in Matth 2,2!

 

Warum kamen sie also nach Jerusalem?

Sie taten es, nicht weil sie einfach blind einem Stern gefolgt waren sondern weil sie den neugeborenen König der Juden sehen wollten. Das alles läßt deutlich darauf schließen, daß die Weisen bereits bevor sie nach Jerusalem kamen, schon ganz sicher wußten, daß der Messias bereits geboren sein mußte. Es ging ihnen in Jerusalem nur mehr darum, den genauen Geburtsort zu erfahren.

Wenn nun aber diese Weisen auf ihrer Reise nach Jerusalem keinem Stern gefolgt waren, woher wußten sie dann, daß dieser Stern die Geburt des Königs der Juden in Jerusalem bedeutet? Niemand würde heute auf solch eine Idee kommen, wenn da ein besonderer Stern am Himmel erscheint, dabei zu denken, daß dies die Ankündigung der Geburt eines Königs an einem ganz bestimmten Ort sei!

Beachtenswert ist dabei noch, daß es damals nicht einmal in Jerusalem bekannt war, daß es einen neugeborenen König gibt. Die Weisen wußten es aber schon als sie nach Jerusalem kamen und zwar aufgrund des Sterns, den sie im Morgenland sahen! Woher hatten sie wohl diese Information? Auf dem Stern stand es sicher nicht geschrieben!

 

Eine 1400 Jahre alte Prophezeiung ging in Erfüllung!

Die einzige Antwort finden wir in einer Prophezeiung, die schon 1400 Jahre vorher im 4.Buch Mose niedergeschrieben war. Ein Prophet namens Bileam, weissagte von der Erscheinung eines besonderen Sterns im Zusammenhang mit der zukünftigen Geburt eines "Königs in Israel". (4. Mose 24,17)

Die Weisen, die ja im Besitz solcher heiligen Schriften waren, wurden daher durch die Erscheinung dieses besonderen Sterns am Himmel auf diese Prophezeiung aufmerksam und zogen folglich vertrauensvoll nach Jerusalem, um die Bestätigung ihrer diesbezüglichen Vermutung und Schriftauslegung zu finden.

Sie wurden daher nicht von einem Kometen oder natürlichen Stern geführt sondern von ihrer Kenntnis der prophetischen Schriften. Der Stern diente lediglich als äußeres Zeichen, welches die Weisen veranlaßte, in den prophetischen Schriften nach der genauen Bedeutung zu suchen.

Sie taten, was Petrus später sagte. "Wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet, als ein auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort..." (1. Petr. 1,19)

E.G. White sagt dazu:

Die Weisen "gewannen den Eindruck, daß dieser Stern von besonderer Wichtigkeit für sie sei. Sie befragten daraufhin die Priester und Philosophen (in ihrer Heimat) und durchforschten auch selbst die alten Schriften. Dabei fanden sie die Weissagung Bileams; "Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen." Konnte nicht dieser fremdartige Stern als Vorbote des Verheißenen (Messias) gesandt sein?..... so zogen auch diese Heiden aus, den verheißenen Heiland zu suchen!" (LJ S. 44)

 

Was sagt denn die Bibel wirklich über den geheimnisvollen Stern?

Ich denke, wir sollten wieder beginnen, die Bibel etwas genauer zu lesen und uns weniger auf Überlieferungen und oberflächliche, wissenschaftliche Erklärungen stützen.

Wiederholen wir noch einmal: In Matthäus 2,2 steht nicht, daß die Weisen auf ihrer ganzen Reise einem Stern gefolgt sind, sondern daß sie den Stern im Morgenland gesehen hatten. Darauf hin traten sie ganz zielbewußt die Reise nach Jerusalem an, um sich dort nur mehr genauer nach dem Geburtsort des Königs der Juden zu erkundigen. Erst als sie dann von Herodes den wahrscheinlichen Geburtsort erfuhren, zogen sie weiter.

So sagt es uns jedenfalls der Bibeltext: " Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie (wohl einige Zeit vorher) im Morgenland gesehen hatten, zog vor ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, wo das Kindlein war" (Matth. 2, 9)

Das heißt, daß die Weisen nun von Jerusalem bis nach Bethlehem von diesem Stern begleitet und geführt wurden! In der weiteren Folge blieb er dann in dem etwa 10-15 Km entfernten Bethlehem direkt über dem Haus, in dem sich die heilige Familie zu diesem Zeitpunkt befand, stehen!

Halten wir daher fest, mit welchen außergewöhnlichen Erscheinungen und Bewegungen des Sterns wir hier zu tun haben. Wenn wir also diese Geschichte nach dem biblischen Orginalbericht lesen, müssen wir zugeben, daß ein solches Verhalten einem Kometen vollkommen fremd ist.

Kein natürlicher Komet oder Stern kann plötzlich irgendwo erscheinen, plötzlich wieder verschwinden, während Wochen an einem ganz anderen Ort wieder erscheinen und von da weg im Schrittempo weiter wandern um dann plötzlich über irgend einem besonderen Haus stehen zu bleiben, und dann wieder plötzlich zu verschwinden! Das kann auch nicht von einer Konstellation von Planeten, wie es Keppler und noch andere meinten, gedacht werden. Wir müssen daher wohl an ein außergewöhnliches bzw. übernatürliches Licht denken, das die Weisen in diesem Zusammenhang bei ihrer Suche nach dem Messias leitete.

 

Der Stern von Bethlehem, was für ein Licht war das?

Wenn dieser Stern, den die Weisen im Morgenland gesehen hatten und ihm dann von Jerusalem bis Bethlehem gefolgt waren, kein Komet oder keine Kunjunktion von Planeten gewesen sein konnte, was war es dann? Überlegen wir einfach etwas logisch. Jedes Kind weiß von dem Licht, das damals in der Geburtsnacht die Fluren von Bethlehem erleuchtete. Wir wissen auch, daß dieses Licht nicht von einem leuchtenden Himmelskörper, sondern von einer größeren Schar Engel stammte, die in dieser heiligen Nacht singend den Hirten erschienen. (Luk. 2,8+9)

Könnte es nicht so gewesen sein, daß diese leuchtende Engelschar, als sie sich in einer gewissen Höhe befand, wie ein Stern aussah, und daß es letztlich dieses Licht war, das den Weisen, als sie in dieser Geburtsnacht noch im Morgenland waren, wie ein Stern erschien.

Diese Erklärung gibt uns auch E.G.White in dem Buch das Leben Jesu S. 44

"In Jener Nacht, da die Herrlichkeit Gottes die Höhen von Bethlehem überflutete, sahen die Weisen ein geheimnisvolles Licht am Himmel. Als es verblaßte, erschien ein leuchtender Stern und blieb am Himmelsgewölbe stehen. Es war weder ein Fixstern noch ein Planet; deshalb erweckte diese Erscheinung die größte Aufmerksamkeit. Davon, daß jener Stern eine weit entfernte Gruppe strahlender Engel war, konnten die Weisen natürlich nichts wissen."

Als sie dann nach einiger Zeit in Jerusalem ankamen und nach ihrer Erkundigung von Herodes weggingen, war es für Gott doch leicht möglich, sie durch dieses Engelslicht, welches während der ganzen Reise offensichtlich nicht mehr zu sehen war, weiter nach Bethlehem zu geleiten, und dort über dem Haus(!) stehen zu bleiben, wo die Eltern mit dem Jesuskind waren.

Gott hat immer schon Menschen durch Engel geleitet, aber er hat es sicher noch nie, durch einen natürlichen Kometen getan, der in weiter Entfernung und großer Geschwindigkeit die Erde umkreist!

 

Fand der Besuch der Weisen noch im Stall von Bethlehem statt?

Bemerkenswert ist, daß an der Stelle, wo die Bibel vom Besuch der Weisen spricht, nicht mehr von einem Stall die Rede ist, in dem sich Maria und Joseph befand, sondern von einem Haus. In Matthäus 2, 11 lesen wir: "und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an..."

Nicht einmal Joseph wird hier erwähnt, auch kein Ochse und Esel und keine Futterkrippe, wie es auf allen Gemälden und Bildern gezeigt wird. Maria und Joseph waren offensichtlich in der Zeit zwischen der Geburt und der späteren Ankunft der Weisen, schon in einer besseren Herberge untergebracht!

Der Besuch der Weisen fand daher offensichtlich zu einem späteren Zeitpunkt nach der Geburt statt, wo Maria und Joseph schon eine ordentliche Unterkunft für das Kind gefunden haben mußten. Hier haben wohl Künstler an den Bildern und Darstellungen gearbeitet, die sich mehr an persönlicher Phantasie und Tradition, als an dem biblischen Text orientiert haben.

Wenn sich in einer so einfachen Geschichte im Laufe der Jahrhunderte, so viele Ungenauigkeiten eingeschlichen haben, wie notwendig ist es dann, daß wir wieder zurückkehren zum biblischen Orginalbericht, und alle unsere Glaubenstraditionen überprüfen, ob sie noch der ursprünglichen Wahrheit entsprechen!

 

Der Zeitpunkt des Besuches der Weisen

 

Wenn wir dem Zeitpunkt des Besuches der Weisen noch näher auf die Spur gehen, dann müßten wir sagen, daß dies doch einige Wochen, wenn nicht vielleicht noch länger nach der Geburt gewesen sein mußte. Verschiedene Überlegungen könnten dafür sprechen.

 

Die Geschichte von der Darstellung im Tempel (Luk 2,22-38)

Nach alttestamentlicher jüdischer Gepflogenheit wurden Knaben erst 32 Tage nach der Geburt im Tempel dargestellt. Daraus können wir schließen, daß die Eltern Jesu 32 Tage nach der Geburt, wieder erwarten noch immer in Bethlehem waren. Von dort kamen sie nach Jerusalem, um das Kind Gott zu weihen, und daraufhin gingen sie wieder nach Bethlehem zurück. Offensichtlich verweilten Maria und Joseph noch einige Wochen, wenn nicht sogar Monate in der Stadt, in der sie zunächst keine Herberge gefunden hatten. Den Grund dafür wollen wir versuchen in einem anderen Kapitel zu erkennen.

Der Besuch der Weisen war also ganz sicher erst nach dieser Zeit. Nach dem Besuch der Weisen konnte diese Darstellung Jesu unmöglich gewesen sein, denn Josef und Maria waren ja im Traum von einem Engel vor Herodes gewarnt worden und flohen nach ihrem Besuch sofort nach Ägypten, wo sie dann bis zu dessen Tod, etwa 3 Jahre lang, blieben. (Matth.2,19-23)

Wären Maria und Josef mit ihrem Kind erst nach dem Besuch der Weisen nach Jerusalem in den Tempel gekommen, hätte es einerseits für das Kind das Todesurteil sein können. Herodes wäre viel eher aufmerksam geworden und hätte das Kind sofort töten können. Auch wären die Priester und Schriftgelehrten durch die Ankunft der Weisen vorgewarnt gewesen und hätten wahrscheinlich bei der Ankunft von Maria und Josef ganz anders reagiert.

 

Die Geschichte des Kindermordes von Bethlehem

Einen weiterer Hinweis gibt uns auch Matth. 2,16. Dort lesen wir, daß Herodes einige Zeit auf die Rückkehr der Weisen wartete und als diese nicht wieder kamen, gab er den Befehl zum Kindermord in Bethlehem. Offensichtlich hat er von den Weisen den genauen Zeitpunkt erfahren, zu dem sie zum ersten Mal den Stern im Morgenland gesehen hatten. Um sicher zu sein, ließ er alle zweijährigen Kinder und darunter töten. Das zeigt, daß zwischen dem erscheinen des Sterns und dem Besuch der Weisen doch schon einige Zeit vergangen sein mußte. Es ist durchaus möglich, daß sogar schon mehrere Monate seit der Geburt vergangen waren, als die Weisen nach Jerusalem kamen. Maria und Josef konnten daher das Kind am achten Tage beschneiden, nach 32 Tagen noch unbemerkt im Tempel von Jerusalem darstellen und daraufhin zunächst noch nach Bethlehem zurückkehren, wo sie inzwischen schon längst eine Herberge in einem Haus gefunden haben mußten.

 

Maria und Josef in einer Herberge

Möglich, daß ihnen diese Herberge gleich am nächsten Morgen nach der Geburt gegeben wurde. Denn nachdem ja die Hirten alles in dieser Nacht erlebt hatten, und das Kind dort in der Krippe fanden, konnte es zumindest in Bethlehem wohl nicht mehr ganz im Verborgenen bleiben, daß es sich hier um ein besonderes Kind und eine besondere Familie handeln mußte. Möglich, daß sich daraufhin doch jemand bereit zeigte, diese Familie in ihr Haus aufzunehmen.

Es ist sogar möglich daß Maria und Joseph überhaupt in Bethlehem bleiben wollten. Sie hatten ja inzwischen immer mehr die Gewißheit bekommen, daß ihr Kind tatsächlich der sein sollte, der das Erbe Davids antreten soll. Da Bethlehem die Stadt Davids war, und David vor allem König über Judäa und nicht über Galliläa war, wäre Joseph eventuell dort geblieben.

Einen Hinweis darauf könnte man in Matth. 2,22 finden. Dort wird gesagt, daß Joseph nach der Flucht nach Ägypten wieder ins jüdische Land ziehen wollte, aber Gott weißt ihn auf Grund der politischen Gefahr an, nicht nach Judäa sondern nach Galliläa zu ziehen. Auch E.G.White bestätigt diese Überlegung mit folgenden Worten:

"Joseph, der immer noch in Ägypten weilte, erhielt jetzt von einem Engel Gottes die Aufforderung, nach Israel zurückzukehren. In der Annahme, daß Jesus der Erbe des Thrones Davids sei, wollte er erst Bethlehem zu seinem Wohnort machen; als er aber erfuhr, daß Archelaus an seines Vaters Statt über Judäa regierte, fürchtete er, daß nun der Sohn die Absichten seines Vaters gegen Christus ausführen könnte. ....Abermals erhielt Joseph einen Zufluchtsort angewiesen. Er kehrte nach Nazareth zurück, seinem früheren Wohnsitz, wo Jesus dreißig Jahre seines Lebens zubringen sollte." (LJ S 30)

Aber auch dieser Umstand war letztlich kein Zufall, sondern es erfüllten sich gerade dadurch, was die Propheten voraussagten: "Er soll Nazarener heißen!" Matth. 2,23

 

Viele Zeichen machten auf die Geburt Jesu aufmerksam

All diese Zeichen und Umstände waren deutliche Botschaften von Gott, um das jüdische Volk auf die Ankunft seines Messias aufmerksam zu machen. Ist es daher nicht erstaunlich, daß es trotz der vielen Zeichen, die um diese Geburt geschahen, so wenige Menschen gab, die darauf achteten und sich mehr um dieses sonderbare Kind kümmerten. Gott hat eigentlich alles getan, um durch all diese Umstände auf die Geburt des Erlösers aufmerksam zu machen.

Sei es die Geburt durch eine Jungfrau, was ja doch vielen zumindest in Nazareth bekannt gewesen sein mußte. Sei es die Darstellung Jesu im Tempel, bei der Simeon und Hanna die Aufmerksamkeit der anwesenden Priester und anderer Anbeter im Tempel auf das Kind lenkten. Sei es der Besuch der Hirten und ihre Berichte, oder der Stern am Himmel, den die Weisen schon im Morgenland sahen und es vielleicht auch vielen Menschen unterwegs erzählten. Sei es "der Stern", dem sie von Jerusalem bis nach Bethlehem folgten, und von dem ich mir nicht vorstellen kann, daß ihn außer den Weisen niemand auf diesem Weg gesehen hat. Doch all diese Zeichen und Wunder scheinen an den meisten Menschen der damaligen Zeit unbeachtet vorübergegangen zu sein. Wie wird es diesbezüglich beim zweiten Kommen sein??

LJ: E.G.White, "Das Leben Jesu" (auch: "Der Eine Jesus Christus")


 

Als Buchtip bietet sich folgendes Buch an: Der Eine Jesus Christus bzw. kostenlos: Jesus von Nazareth