In welchem Zustand befinden sich die toten Menschen?

Die Bibel vergleicht den Tod mit einem Schlaf...  
 

Der Zustand der Toten: Ein Schlaf?

"Und viele, die unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande." (Dan 12,2)

"Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben." (1Thess 4,13)

"Das sagte er [Jesus], und danach spricht er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft, aber ich gehe hin, ihn aufzuwecken. Da sprachen seine Jünger: Herr, wenn er schläft, wird's besser mit ihm. Jesus aber sprach von seinem Tode; sie meinten aber, er rede vom leiblichen Schlaf. Da sagte es ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist gestorben." (Joh 11,11-14 - Elberfelder) 

"Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen." (1Thess 4,14)

Wie ist dieser Schlaf der Toten zu verstehen? Bezieht er sich lediglich auf das "Ruhen" des Körpers? Genaues Bibelstudium offenbart folgende Tatsachen:

  • Die Toten sehen nicht, was auf der Welt passiert!

- "Darum will ich [Gott] dich [Josia] zu deinen Vätern versammeln, damit du mit Frieden in dein Grab kommst und deine Augen nicht sehen all das Unheil, das ich über diese Stätte bringen will. Und sie sagten es dem König wieder." (2Kö 22,20)

- "Ich sprach: Nun muss ich zu des Totenreiches Pforten fahren in der Mitte meines Lebens, da ich doch gedachte, noch länger zu leben. Ich sprach: Nun werde ich den HERRN nicht mehr schauen im Lande der Lebendigen, nun werde ich die Menschen nicht mehr sehen mit denen, die auf der Welt sind." (Jes 38,10.11)

  • Die Toten gedenken Gott nicht und loben Ihn nicht mehr! Sie sind still!

- "Denn im Tode gedenkt man deiner [gemeint ist Gott] nicht; wer wird dir bei den Toten danken?" (Ps 6,6)

- "Denn die Toten loben dich nicht, und der Tod rühmt dich nicht, und die in die Grube fahren, warten nicht auf deine Treue; sondern allein, die da leben, loben dich so wie ich heute. Der Vater macht den Kindern deine Treue kund." (Jes 38,18.19)

- "Die Toten werden dich, HERR, nicht loben, keiner, der hinunterfährt in die Stille" (Ps 115,17)

  • Die Toten hören auf zu handeln, ja sogar zu denken!

- "Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts; sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen. Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit." (Pred 9,5.6.10)

 

Der Tod ist mit einem traumlosen Schlaf zu vergleich, ohne Fühlen, Planen und Denken.  
 

Tote Menschen sind nicht etwa halbtot, so dass sie zwar körperlich tot aber geistlich  lebendig sind. Ihr Zustand kann mit einem tiefen, traumlosen Schlaf verglichen werden. Sie fühlen nichts, sie planen nichts, sie beten nicht, sie wissen nicht, was auf der Erde passiert, sie denken nicht: sie sind sich selbst und ihrer Umwelt völlig unbewusst.

Diese Feststellung ist höchst bedeutsam für den Okkultismus und Spiritismus: Dort werden nicht etwa tote Menschen beschworen, sondern Satans Verbündete, die Dämonen! Siehe Beschwörung von Geistern und Todeserfahrungen (1Sam 28).

Es ist verständlich, dass dieses Ergebnis sowohl von Spiritisten als auch von Katholiken negiert wird. Aber auch von anderen Christen wird diese Position abgelehnt. Die Ursache dafür liegt darin, dass es mehrere Bibelstellen gibt, die scheinbar dieser Sicht widersprechen. Einige dieser Bibelstellen werden im Kapitel Stellungnahme zur Kritik an dieser Auslegung ausführlich erörtert.

Typische Entgegnungen auf die hier präsentierte Darstellung lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Der Begriff "Schlaf" bezieht sich nur auf den Körper, nicht auf den geistlichen Zustand.
  • Die Schreiber der angegebenen Bibelstellen hatten nur eine beschränkte Einsicht. Insbesondere werden Stellen aus dem Buch Prediger (Kohelet) angegeben, um andere Bibelstellen in demselben Buch zu relativieren.

Die oben angegebenen Bibelstellen zeugen durchaus von einer vollkommenen Inaktivität des toten Menschen: Er sieht nicht, was in der Welt passier; er denkt nicht an Gott und lobt ihn nicht mehr, sondern ist völlig still; er tut nichts und denkt nichts. Warum sollte sonst eine "Seele" Gott nicht mehr loben, wenn sie bewusst im Jenseits weiter leben würde?

Natürlich haben alle Schreiber der Bibel eine begrenzte Erkenntnis gehabt und der Autor des Buches Prediger neigt zu Extremen und präsentiert oft eine polarisierenden Darstellung verschiedener Sachverhalte. Hier muss man bei der Auslegung besonders vorsichtig sein und versuchen herauszuarbeiten, was der Autor sagen will.

So wäre es z. B. falsch, Pred 7,26 absolut zu nehmen und somit Frauenfeindlichkeit und das Zölibat zu proklamieren. Gegen solch eine Auslegung spricht auch Pred 9,9.

Die Aussage in Pred 3,19, in der es heißt: "Der Mensch hat nichts voraus dem Vieh" kann auch nicht wörtlich verstanden werden, da der Mensch nach dem Ebenbild Gottes gemacht wurde. Hier muss also der Kontext berücksichtigt werden. Bei der eben genannten Bibelstelle geht es um Vergänglichkeit (Eitelkeit), also um Gleichheit im Angesicht des Todes. Auch in Pred 9 geht es um das Sterben. Der Prediger rät, man solle das Leben genießen (Vers 9) und sich "rein" vor Gott halten (Vers 8). Weil mit dem Tod des Menschen sein Schicksal besiegelt ist, greift der Prediger zu diesen deutlichen Worten. Dies ist die primäre Botschaft, die er vermitteln will. Die Worte "bei den Toten ... gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit" könnten eine Überspitzung sein, um die eigentliche Botschaft hervorzuheben. Allerdings passen sie auch wörtlich sehr gut zu den übrigen, oben angeführten Passagen (2Kö 22,20; Jes 38,10.11.18.19; Ps 6,6; 115,17).

An der Stelle sei noch angemerkt, dass es riskant ist, die Bibel gegen sich selbst auszuspielen, bestimmte Texte als nicht inspiriert abzutun oder eine innerbiblische Rangordnung aufzubauen. Immerhin werden viele Texte in den Psalmen als Prophezeiungen auf Jesus hingedeutet. Sollte man gleichzeitig andere Psalmen, wie Psalm 6,6 als weniger inspiriert betrachten oder einfach ignorieren, weil sie keine Prophezeiungen enthalten?

 

Ergebnis: Die Toten verweilen in einem Zustand des Unbewusstseins

Dieser Zustand der Bewusstlosigkeit hält an, bis Jesus die Verstorbenen auferweckt. Da sie um sich herum nichts registrieren, ist auch die Zeit für sie ohne Belang. Ob vom Zeitpunkt des Todes bis zur Auferstehung ein Tag oder 1000 Jahre vergehen, wird von den Toten nicht wahrgenommen.

Die Bibel sagt insgesamt sehr wenig über das, was mit dem Menschen nach dem Tod passiert. Es bleibt offen, wie genau Gott einen Menschen bei der Auferstehung wiederherstellen wird und wie das, was den Menschen ausgemacht hat, von Gott aufgehoben bzw. gespeichert wird. Diese Fragen dürfte für die biblischen Schreiber keine hohe Relevanz gehabt haben. Im Vordergrund stand stets die Hoffnung auf die Auferstehung und die Sehnsucht nach der Wiederkunft Jesu.

Eine kurze Ausführung darüber, wie die falschen Vorstellungen bzgl. des Zustandes der Toten sich historisch entwickelten, ist an anderer Stelle zu lesen. (Siehe "Babylonischer Wein" – "Fegefeuer und Höllenfeuer")

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