Eine ewig brennende Hölle?

Die Bibel spricht dennoch von einer Hölle! Was ist damit eigentlich gemeint? Ist es der brennende Ort, an dem die bösen Menschen für ewig leiden müssen? Wo sie mit Feuer, Pech und Schwefel gefoltert werden?

Vorhab eine Warnung: Die Bibel verwendet viele Symbole, die nicht wörtlich zu verstehen sind. Im Mittelalter, aber auch noch heute, wurde und wird dies oft übersehen, so dass die verschiedensten Auffassungen zustande kommen.

Am häufigsten hört man, dass böse Menschen für immer in der Hölle gequält werden. Dem steht die Auslegung gegenüber, dass Menschen wie "Brennstoff" von einem göttlichen Feuer völlig verzehrt und vernicht werden. Tatsächlich sind beide Symboliken in der Bibel zu finden.  

Die Bilder der Bibel

Aspekte der Vergänglichkeit

Menschen, welche Gott und die Erlösung verachten, werden in der Bibel mit leicht brennbarem oder vergänglichem Material verglichen, z. B.:

  1. mit Unkraut:
    "Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen. Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende der Welt gehen." (Mt 13,38.40)
     
  2. mit verdorrten Reben:
    "Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen. " (Joh 15,6; vgl. Hes 15)
     
  3. mit Spreu:
    "Er hat seine Worfschaufel in der Hand; er wird seine Tenne fegen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer." (Mt 3,12)
     
  4. mit Holz:
    "Darum spricht der HERR, der Gott Zebaoth: Weil ihr solche Reden führt, siehe, so will ich meine Worte in deinem Munde zu Feuer machen und dies Volk zu Brennholz, dass es verzehrt werde." (Jer 5,14; vgl Hes 15,1-8)
     
  5. mit Stroh, das zu Asche (Staub) verbrennt:
    "Darum, wie des Feuers Flamme Stroh verzehrt und Stoppeln vergehen in der Flamme, so wird ihre Wurzel verfaulen und ihre Blüte auffliegen wie Staub. Denn sie verachten die Weisung des HERRN Zebaoth und lästern die Rede des Heiligen Israels." (Jes 5,24)

    "Denn siehe, es kommt ein Tag, der brennen soll wie ein Ofen. Da werden alle Verächter und Gottlosen Stroh sein, und der kommende Tag wird sie anzünden, spricht der HERR Zebaoth, und er wird ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen. Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter ihren Flügeln. Und ihr sollt herausgehen und springen wie die Mastkälber. Ihr werdet die Gottlosen zertreten; denn sie sollen Staub unter euren Füßen werden an dem Tage, den ich machen will, spricht der HERR Zebaoth." (Mal 3,19-21; vgl. Nah 1,10; Jes 5,24)
     
  6. mit vergänglichem Rauch:
    "Denn die Gottlosen werden umkommen; und die Feinde des HERRN, wenn sie auch sind wie prächtige Auen, werden sie doch vergehen, wie der Rauch vergeht." (Ps 37,20)
     
  7. mit vergänglichem Kot:
    "Weißt du nicht, dass es allezeit so gegangen ist, seitdem Menschen auf Erden gewesen sind, dass das Frohlocken der Gottlosen nicht lange währt und die Freude des Ruchlosen nur einen Augenblick? Wenn auch sein Scheitel in den Himmel reicht und sein Haupt an die Wolken rührt, so wird er doch für immer vergehen wie sein Kot, und die ihn gesehen haben, werden sagen: Wo ist er?" (Hiob 20,4-7)

Fernerhin wird die Vergänglichkeit des Gottlosen mit dem ewigen Bestehen des Gerechten kontrastiert.

"Denn die Bösen werden ausgerottet; die aber des HERRN harren, werden das Land erben. Noch eine kleine Zeit, so ist der Gottlose nicht mehr da; und wenn du nach seiner Stätte siehst, ist er weg." (Ps 37,9.10)

"Wenn ein Sturm vorüberfährt, so ist der Gottlose nicht mehr da; der Gerechte aber ist für die Ewigkeit gegründet." (Spr 10,25 - Schlachter)

Zahlreiche Bibelstellen weisen auf die Vergänglichkeit des Menschen im Gericht Gottes hin.  
 

Die vergänglichen, gottlosen Menschen verbrennen (innerhalb einer gewissen Zeit – also nicht unendlich lange) restlos (weder Wurzel noch Zweige bleiben). Dieses ist keine menschliche Analogie, wie manchmal behauptet wird, sondern die Zusammenfassung der obigen Bibeltexte. Nach Offenbarung 20,9 sterben die Gottlosen im Feuerpfuhl, angezündet durch das Feuer Gottes, den "anderen, zweiten Tod" (Off. 20,14; 21,8).

Aspekte der Ewigkeit

Andrerseits scheinen die bösen Menschen "ewig" gequält zu werden, denn die Bibel spricht von:

  1. ewiger Strafe:
    "Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben." (Mt 25,46)
     
  2. ewigem Feuer:
    "Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dich zum Abfall verführt, so hau sie ab und wirf sie von dir. Es ist besser für dich, dass du lahm oder verkrüppelt zum Leben eingehst, als dass du zwei Hände oder zwei Füße
    hast und wirst in das ewige Feuer geworfen.
    " (Mt 18,8)
     
  3. ewigem Feuer für den Teufel und für seine Engel:
    "Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!" (Mt 25,41)
     
  4. nie sterbendem Wurm und nicht verlöschendem Feuer":
    "Wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, so wirf's von dir! Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes gehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in die Hölle geworfen, wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht." (Mk 9,47-48; vgl. Jes 66,22-24)
     
  5. ewiger Qual:
    "Und der Teufel, der sie verführte, wurde geworfen in den Pfuhl von Feuer und Schwefel, wo auch das Tier und der falsche Prophet waren; und sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit." (Offb 20,10)

    "Und der Rauch von ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier anbeten und sein Bild, und wer das Zeichen seines Namens annimmt." (Offb 14,11)
  Ebenso gibt es viele Bibelstellen, die ein ewiges Leiden des Menschen nahe legen!  
 

Die Symbole sind miteinander nicht vereinbar: Entweder werden die bösen Menschen vernichtet (durch Feuer) oder sie werden für immer gequält. Würde Gott, ein Gott der Liebe, eine ewige Quall seiner Geschöpfe befürworten? Es folgt eine genaue Betrachtung der Begriffe "ewig" und "Ewigkeit":

Was versteht die Bibel unter "ewig"?

Man findet dazu mehrere Definitionen:

  1. Ewig deutet einen Zeitabschnitt ohne Anfang und ohne Ende, immerwährend, nach rückwärts und vorwärts unbegrenzt, eigentlich "zeitlos" an. Das trifft für Gott zu. Er ist ewig:

    "Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen." (1Tim 1,17)

    "Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich." (Jes 40,28)

    Da allein Gott Unsterblichkeit besitzt (1Tim 6,16), ist es klar, dass Gott ewig existieren wird. (Später wird den Gerechten bei ihrer Auferstehung die Unsterblichkeit verliehen (1Kor 15,53.54)).
     
  2. Ewig bezeichnet einen Zeitabschnitt mit Anfang und ohne Ende, wie das ewige Leben, das mit der Auferstehung der Gerechten beginnt:

    "und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen." (Joh 10,28).
     
  3. Ewig charakterisiert einen Zeitabschnitt mit Anfang und mit Ende d. h. eine begrenzte Zeit. Ewig bedeutet in diesem Fall soviel wie das deutsche Wort "lange" oder "bis zur Vollendung" (z. B. des Lebens, des Heilplanes, etc.).

    - Ewig ist die Lebenszeit eines Knechtes, für die er sich seinem Herrn verspricht:

    "Wenn aber der Knecht etwa sagt: Ich liebe meinen Herrn, mein Weib und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen, so soll sein Herr ihn vor die Richter bringen und ihn an die Tür oder an den Pfosten stellen, und sein Herr soll ihm das Ohr mit einer Pfrieme durchbohren; und er soll ihm dienen auf ewig." (2Mo 21,5-6)

    - Ewig war die Priesterzeit Samuels:

    "... Bis der Knabe entwöhnt werde, so will ich ihn bringen, daß er vor dem HERRN erscheine und bleibe daselbst ewiglich." (Luther 1912: 1Sam 1,22)

    - Die drei Tage im Fischbauch waren für Jona so lang "wie eine Ewigkeit":

    "Ich sank hinunter zu der Berge Gründen, der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich. Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott!" (Jona 2,1f – besonders Vers 7)

    (Noch heute spricht man im Volksmund: "Du bleibst ewig weg!", "Ich habe dich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.")

    Zu diesem zeitlich begrenzten "ewig" gibt es auch neutestamentliche Beispiele, wenngleich nicht so offensichtliche.

    Im Hebräerbrief (Hebr 7,17-25, etc.) lesen wir davon, dass Jesus "für ewig" unser Hohepriester geworden ist. Für Jesus gilt das Wort "Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks." (Ps 110,4)

    "So ist Jesus Bürge eines viel besseren Bundes geworden. Auch sind es viele, die Priester wurden, weil der Tod keinen bleiben ließ; dieser aber hat, weil er ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum. Daher kann er auch für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt für immer und bittet für sie." (Hebr 7,22-25)

    Tatsächlich wird Jesus, unser Hohepriester (Hebr 4,14), nicht für immer ein Hohepriester bleiben, denn der Hohepriester war ein Vermittler zwischen dem sündigen Menschen und dem heiligen Gott. Nach dem Gericht wird es aber keine Sünde mehr geben und die Kinder Gottes werden heilig und untadelig vor Gott treten können. Auch wird es keinen Tempel mehr geben (Offb 21,22), in dem ein Priester seinen Versöhnungsdienst tätigen müsste!

    Ein weiteres Beispiel finden wir im Brief des Paulus an Philemon. Dabei sei besonders darauf hingewiesen, dass auch das griechische Wort aiōnios einen zeitlich begrenzen Zeitraum beschreiben kann.

    In dem besagten Brief legt Paulus für einen gewissen Onesimus bei Philemon ein gutes Wort ein und bittet ihn, Onesimus als geliebten Bruder wieder aufzunehmen, obwohl er sein weggelaufener Sklave war. Paulus schreibt:

    "Denn vielleicht war er darum eine Zeitlang von dir getrennt, damit du ihn auf ewig [aiōnios] wiederhättest, nun nicht mehr als einen Sklaven, sondern als einen, der mehr ist als ein Sklave: ein geliebter Bruder, besonders für mich, wie viel mehr aber für dich, sowohl im leiblichen Leben wie auch in dem Herrn." (Phlm 15-16)

    Eine mögliche Erklärung für den Gebrauch von ewig in diesem Kontext wäre, dass ewig hier nicht ewig im absoluten Sinne bedeutet: Natürlich sollte Onesimus nicht "für immer und ewig" ein Diener Philemons bleiben, denn dies war praktisch nur solange möglich, bis einer der beiden starb. Das Wort aiōnios bedeutet hier also vielmehr "auf Lebenszeit".

    Desgleichen wird in der antiken, in der griechischen Übersetzung LXX bei 2Mo 21,5-6, 1Sam 1,22 und Jona 2,7 aiōnios verwendet, wobei in den angegebenen Textstellen ein endlicher Zeitraum gemeint ist (siehe Bibelstellen oben).

    Das griechische Wort aiōnios an sich wird üblicherweise mit "ewig", "immerwährend" oder "für immer" übersetzt. Manche Kommentatoren schreiben, dass die wörtliche Übersetzung "für-ein-Zeitalter-dauernd" im Sinne einer ununterbrochenen oder nicht von Veränderungen betroffenen Zeit lauten würde.

    Zahlreiche antike, griechische Schriften beschreiben römische Cäsaren als aiōnios. Der Bezug zu diesem Wort ist ihre ununterbrochene Amtsdauer, denn sie besaßen ihre Stellung auf Lebenszeit. Das Wort aiōnios beinhaltet also nicht ausschließlich den Ewigkeitsaspekt, den die erst genannten Übersetzungen teilen. Die Dauer hängt vom Objekt oder von der Person ab, die das Wort beschreibt:

    Im Falle von Cäsar Tiberius, der als aiōnios beschrieben wurde, bezieht sich aiōnios auf seine 23-jährige Amtsdauer, die mit der Thronbesteigung begann und mit seinem Tod endete.
    Im Bezug auf den Gott, der unsterblich ist, bedeutet aiōnios ewig im absoluten Sinn.
     
  4. Im NT wird aiōnios verwendet, um einerseits das Schicksal der Gottlosen und andererseits das Schicksal der Gerechten zu beschreiben. Die Bedeutung des Wortes muss im Einzelfall diskutiert werden. Siehe Antwort auf Spurgeons Einwand (Mt 25,46) für weitere Ausführungen.
     
  5. Ewig steht für etwas, das fest beschlossen wurde, woran kein Weg vorbeiführt, für etwas, das Menschen nicht abwenden oder verändern können. So wird eine göttliche Strafe, die fest beschlossen wurde, mit einer "ewigen" Strafe oder "ewigem (aiōnios) Feuer" (nicht verlöschendem Feuer – siehe Mt 18,8 vgl. mit Mk 9,43) verglichen. Weil Gott es so beschlossen hat, kann manches Feuer von Menschen nicht gelöscht werden, z. B.

    "Wenn ihr aber nicht auf mich höret, den Sabbattag zu heiligen und keine Last zu tragen, und nicht durch die Tore Jerusalems einzugehen am Sabbattage: so werde ich ein Feuer in seinen Toren anzünden, daß es die Paläste Jerusalems verzehren und nicht erlöschen wird." (Elberfelder: Jer 17,27)

    Dieses Wort erfüllte sich, wie man in 2Kön 27, 8.9 und 2Chr 36,19-21 nachlesen kann.

    Natürlich brennt heute in Jerusalem nicht mehr das Feuer, das einst die Paläste zerstörte, und schon gar nicht wird dieses Feuer auf der neunen Erde weiter brennen.

    Auch ewige Fesseln oder Banden sind nicht etwa unzerstörbar. Sie sind ein Symbol dafür, dass keiner (auch nicht böse Engel) der Gerechtigkeit entkommen kann.

    "Auch die Engel, die ihren himmlischen Rang nicht bewahrten, sondern ihre Behausung verließen, hat er für das Gericht des großen Tages festgehalten mit ewigen Banden in der Finsternis." (Jud 6)
     
  6. Ewig wird etwas genannt, das nicht ewig andauert, sondern dessen Konsequenzen nicht mehr veränderbar sind. Nicht der Prozess ist ewig, sondern das Ergebnis.

    "So sind auch Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die gleicherweise wie sie Unzucht getrieben haben und anderem Fleisch nachgegangen sind, zum Beispiel gesetzt und leiden die Pein des ewigen (aiōnios) Feuers." (Jud 7)

    Bei Petrus lesen wir jedoch:

    "[Gott] ...hat die Städte Sodom und Gomorra zu Schutt und Asche gemacht und zum Untergang verurteilt und damit ein Beispiel gesetzt den Gottlosen, die hernach kommen würden;" (2Petr 2,6)

    Die beiden Textstellen widersprechen sich nur, wenn man "ewiges Feuer" einseitig auffasst. Tatsächlich sehen wir heute niemanden in Sodom und Gomorra leiden und brennen – auch die Toten leiden nicht in einer jenseitigen Hölle, sondern schlafen bis zur Auferstehung (siehe Der Zustand der Toten). Schon zurzeit Petri waren die Städte zu Schutt und Asche verbrannt.

    Sodom und Gomorra sind ein Beispiel des wahren Höllenfeuers: Es vernichtet die bösen Menschen und nichts wird sie davor bewahren. Es verbrennt alles, bis nur Asche und Staub übrig bleiben! Diese Zerstörung ist endgültig, genauso wie die Städte Sodom und Gomorra nie wieder aufgebaut wurden. 

    Als letztes Beispiel sei Hebr 6, 1-2 genannt:
    "Wir wollen nicht abermals den Grund legen mit der Umkehr von den toten Werken und dem Glauben an Gott, mit der Lehre vom Taufen, vom Händeauflegen, von der Auferstehung der Toten und vom ewigen Gericht."

    Auch hier wird das griechische Wort aiōnios verwendet und natürlich wissen wir, dass das Gericht Gottes nicht ewig andauern und keinen Abschluss finden wird, sondern viel mehr das Ergebnis davon für immer fest stehen wird. Siehe dazu z. B. Dan 7,9-10.26.27.

 

Zusammenfassung

Gemäß der Bibel beschreibt "ewig"

  1. einen Zeitraum ohne Anfang und Ende (z. B. die Existenz Gottes).
  2. einen Zeitraum mit Anfang und ohne Ende (z. B. das ewige Leben der Gerechten).
  3. einen langen Zeitraum mit Anfang und Ende (z. B. Dienstzeit eines Knechts, Verweildauer von Jonas im Bauch des Fisches).
  4. etwas von Gott Beschlossenes, das nicht abzuwenden ist (z. B. Feuer an den Türen Jerusalems).
  5. etwas, das endgültige Konsequenzen hat (z. B. die Zerstörung der Städte Sodom und Gomorra).

Im Zusammenhang mit der Bestrafung der Gottlosen kommen nur die Definitionen 2 - 5 in Frage. Von diesen ist lediglich die zweite problematisch, da sie unendliche Qualen für die Betroffenen bedeutet. Dies läßt sich kaum mit der Liebe Gottes vereinbaren.

Nur eine der sinnvollen Bedeutungen des Wortes "ewig" ist problematisch.  
 

Ergebnis: Ewig ist nicht immer endlos! Aber…

Eines steht fest: Gott wird einem jeden geben nach seinen Taten (Röm 2,6; Mt 16 27; 2Kor 5,10; Jer 32,19) und das bedeutet auch das Bestrafen von bösen Taten. Wie diese Strafe konkret aussieht, soll hier herausgearbeitet werden. Pauschal von einer ewigen, brennenden Hölle zu sprechen, wäre jedoch voreilig.

Es kommt immer darauf an, welche der fünf oben aufgeführten Bedeutungen das Wort "ewig" oder "Ewigkeit" meint. "Nur in Verbindung mit Gott und mit Leben im Himmel bedeutet es Endlosigkeit." (so Traub [1]).

Das Wort "ewig" deutet keineswegs immer eine endlose Zeitspanne an. Es bezieht sich in der Bibel oft auf Dinge, Einrichtungen, Anordnungen und Zustände, die als geschaffen einen Anfang hatten. Im gewöhnlichen Sinn kann man von ihnen nicht als ewig sprechen! 

"Die sehr mannigfaltige Verwendung von Aiōn (griech.: für Ewigkeit, die lange dauernde Zeit, Zeitalter, Welt, u. a.) in den neutestamentlichen Schriften ist äußerst lehrreich für das Verständnis der urchristlichen Zeitauffassung. Es lässt sich nämlich zeigen, dass dasselbe Wort hier zur Bezeichnung einer genau begrenzten und einer unbegrenzten und unberechenbaren Zeitdauer dient, die wir dann mit "Ewigkeit" übersetzen. ... So stehen sich auf neutestamentlichem Boden nicht Zeit und Ewigkeit gegenüber, sondern begrenzte Zeit und grenzenlose, unendliche Zeit. " [2]

Das griechische Wort Aiōn tritt also nicht immer als endloser Zeitraum auf – im Gegenteil: Oft ist damit ein Zeitraum mit definiertem Ende gemeint, wie z. B. in Mt 13,39: "Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt (Aōin). Die Schnitter sind die Engel." (ebenso bei Mt 24,3; 28,20; Mk 4,19; u. a.)

Es kann sich auch auf eine begrenzte Zeit der Vergangenheit beziehen, wie in Lk 1,70: "wie er vorzeiten (Aōin) geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten".

In machen Übersetzungen finden wir an vielen Stellen das Wort "Zeitalter". Dies wird als "Welt" oder als "Epoche" verstanden.

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[1] Traub, Von den letzten Dingen, Quell-Verlag der Evangelischen Gesellschaft, Stuttgart, 1928 S. 268

[2] nach Oscar Cullmann, Christus und die Zeit, EVZ-Verlag, Zürich, 1946, 1962, S. 38f.