Die ewige Hölle

Relevanz des Themas

Anders als die Diskussion über das Thema "Der Zustand der Toten" können für den Gläubigen die verschiedenen Sichtweisen über das Endgericht von größerer Bedeutung sein. Oft hört man, dass jemand nicht an Gott glauben kann, weil Gott so grausam sei und Menschen, die eigentlich ein anständiges Leben führen, später für immer und ewig in einer feurigen Hölle quälen wird. Ob das den Tatsachen entspricht, soll im Folgenden geklärt werden:

 

Der Begriff "Hölle" in der Bibel

Wir haben bereits festgestellt, dass das Konzept einer unsterblichen Seele dem biblischen Bild einer Seele widerspricht. Auch die Behauptung, dass der Gute gleich nach dem Tod ins ewige Leben, d. h. in den Himmel komme, scheint unhaltbar zu sein. Sicher ist vielmehr, dass die Gläubigen bei der Wiederkunft Christi mit Ihm in ihre himmlischen Wohnungen einziehen werden.

Was passiert aber mit den Ungläubigen? Landläufig ist in vielen Menschen der Glaube daran fest verwurzelt, dass der Böse in die Hölle kommt. Daneben kennt die katholische Kirche noch das Fegefeuer, in dem der Verstorbene seine Vergehen abbüßt, bevor er ins ewige Leben kommt. Viele leugnen wiederum Himmel und Hölle gänzlich.

Folgende Faktoren haben sich auf die Entwicklung der Vorstellungen über die Hölle negativ ausgewirkt:

  1. Ungenaue Bibelübersetzungen, wie sie z. B. in der Lutherbibel von 1912 zu finden sind
  2. Missverstandene biblische Symbole bzw. außer Acht gelassene Symbolik gepaart mit der mitteralterlichen Fantasie
  3. Ein fragwürdiges Gottesbild


Bei der Diskussion des Themas "Was ist die Hölle?" muss berücksichtigt werden, dass alle modernen Vorstellungen eine Vorgeschichte haben. Üblicherweise übernimmt ein Mensch die Vorstellungen, die ihm durch Erziehung und Medien (Literatur, Radio, Fernsehen, Internet oder auch Kunst) vermittelt werden.

Das gleiche galt auch für Luther und seine Zeitgenossen: Auch sie waren von der mittelalterlichen Vorstellung der Hölle beeinflusst. So kam es, dass Luther u. a. verschiedene griechische und hebräische Wörter einheitlich mit "Hölle" übersetzte. Auch heute gibt es leider noch Menschen, für die Totenreich, Hölle, Grube, usw. Synonyme sind!

Die folgenden Verse zeigen, wie ein ahnungsloser Leser durch eine mangelnde Differenzierung zwischen den Begriffen "Hölle", "Totenreich", usw., leicht verwirrt werden kann. Beim Lesen der alten Lutherübersetzung von 1912 erfährt man:

(1) Böse Menschen, wie die Rotte Korah, fahren in die Hölle (4. Mose 16,30f):

"Und der HERR redete mit Mose und sprach: Sage der Gemeinde und sprich: Weicht ringsherum von der Wohnung Korahs und Dathans und Abirams. Und Mose stand auf und ging zu Dathan und Abiram, und die Ältesten Israels folgten ihm nach und er redete mit der Gemeinde und sprach: Weichet von den Hütten dieser gottlosen Menschen und rührt nichts an, was ihr ist, dass ihr nicht vielleicht umkommt in irgend einer ihrer Sünden. Und sie gingen hinweg von der Hütte Korahs, Dathans und Abirams. Dathan aber und Abiram gingen heraus und traten an die Tür ihrer Hütten mit ihren Weibern und Söhnen und Kindern. Und Mose sprach: Dabei sollt ihr merken, dass mich der HERR gesandt hat, dass ich alle diese Werke täte, und nicht aus meinem Herzen: werden sie sterben, wie alle Menschen sterben, oder heimgesucht, wie alle Menschen heimgesucht werden, so hat mich der HERR nicht gesandt; wird aber der HERR etwas Neues schaffen, dass die Erde ihren Mund auftut und verschlingt sie mit allem, was sie haben, dass sie lebendig hinunter in die Hölle fahren, so werdet ihr erkennen, dass diese Leute den HERRN gelästert haben. Und als er diese Worte hatte alle ausgeredet, zerriss die Erde unter ihnen und tat ihren Mund auf und verschlang sie mit ihren Häusern, mit allen Menschen, die bei Korah waren, und mit aller ihrer Habe; und sie fuhren hinunter lebendig in die Hölle mit allem, was sie hatten, und die Erde deckte sie zu, und kamen um aus der Gemeinde. Und ganz Israel, das um sie her war, floh vor ihrem Geschrei; denn sie sprachen: dass uns die Erde nicht auch verschlinge!"

(2) Gute Menschen, wie der Patriarch Jakob, sehen sich in der Hölle (1. Mose 37,34-35):

"Und Jakob zerriss seine Kleider und legte Sacktuch um seine Lenden, und er trug Leid um seinen Sohn viele Tage. Und alle seine Söhne und alle seine Töchter machten sich auf, um ihn zu trösten; aber er verweigerte es, sich trösten zu lassen, und sprach: Denn leidtragend werde ich zu meinem Sohne hinabfahren in den Scheol [Luther 1912: Grube, auch Hölle]! Und sein Vater beweinte ihn."

(3) Wer in die Hölle fährt, kommt nie wieder heraus (Hiob 7,9):

"Eine Wolke vergeht und fährt dahin: also, wer in die Hölle hinunterfährt, kommt nicht wieder herauf und kommt nicht wieder in sein Haus, und sein Ort kennt ihn nicht mehr. "

(4) Deshalb möchte niemand gern in die Hölle (Spr 15,24):

"Der Weg des Lebens geht überwärts für den Klugen, auf dass er meide die Hölle unterwärts. "

(5) Andrerseits wünschte sich der fromme Hiob in die Hölle hinabzufahren (Hiob 14,13):

"Dass du in der Hölle mich verstecktest, mich verbärgest, bis dein Zorn sich abwendete, mir eine Frist setztest und dann meiner gedächtest!"

(6) Aus der Hölle kam man doch wieder herauskommen (1Sam 2,6):

"Jehova tötet und macht lebendig; er führt in die Hölle hinab und führt herauf."

(7) Fromme Männer, wie David und Jona, kamen aus der Hölle sogar wieder heraus:

"HERR, du hast meine Seele aus der Hölle geführt; du hast mich lebend erhalten, da jene in die Grube fuhren. " (Ps 30,3)

"Und sprach: Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, und er antwortete mir; ich schrie aus dem Bauche der Hölle, und du hörtest meine Stimme. " (Jona 2,2)

(8) In der Hölle ist ewiges Feuer, ewige Qual und ein nie sterbender Wurm: Mk 9,43.44;

      " So dich aber deine Hand ärgert, so haue sie ab! Es ist dir besser, daß du als ein Krüppel zum Leben eingehest, denn daß du zwei Hände habest und  fahrest in die Hölle, in das ewige Feuer, da ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht."

 Auch böse Engel sind in der Hölle: 2Petr 2,4.

     " Denn Gott hat die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie mit Ketten der Finsternis zur Hölle verstoßen und übergeben, daß sie zum Gericht behalten werden;"

(9) Andrerseits geschieht in der Hölle überhaupt nichts (Pred 9,10):

"...denn in der Hölle, dahin du fährst, ist weder Werk, Kunst, Vernunft noch Weisheit."

(10) Und schließlich wird die Hölle selbst in einen Feuerpfuhl geworfen: Offb 20,14!

Dieses heillose Durcheinander kann nur entwirrt werden, wenn man nachschlägt, welche Wörter im Grundtext an den erwähnten Stellen stehen. (Übersetzungen, wie z. B. die Elberfelder-Bibel sind hier zum Glück etwas genauer)

Jahre lang wurde dies nicht getan. Wen wundert es, wenn noch heute die seltsamsten Vorstellungen verbreitet sind, die durch eine ungenaue Ãœbersetzung entstanden sind. Zwar berufen sich heute viele auf bessere Ãœbersetzungen, doch die falschen Vorstellungen werden im Volksmund weiterhin tradiert und beeinflussen einen mehr oder weniger unbewusst.

Genaue Begriffsklärungen führen zu einem besseren Bibelverständnis.  
 

Was bedeuten Scheol, Hades, Tartarus und Gehenna?

Welche Wörter stehen im Grundtext für "Hölle"? Luther hat verschiedene Wörter des Grundtextes mit "Hölle" übersetzt. Es folgt nun eine Aufstellung aller betreffenden Wörter, die früher mit Hölle übersetzt wurden:

 

Scheol (hebr.) - Hades (griech.): 68-mal in der Bibel

 

  1. Das hebräische Wort Scheol bedeutet Totenreich, Totenwelt, Tod, Grab, Grabhöhle. Unser Wort "Hölle" ist von "Höhle" abgeleitet.
  2. "Dem hebräischen Wort (Scheol), dessen ursprüngliche Bedeutung wahrscheinlich der klaffende Abgrund ist, ... entspricht das griechische Hades ..., das ursprünglich den Gott der Unterwelt, im späteren Griechisch aber das Totenreich selbst bezeichnet.

 

Im Grab geschieht nichts. Nirgends ist es stiller als bei den Toten. (Siehe Der Zustand der Toten: Ein Schlaf?) – Die neue Lutherbibel übersetzt deshalb an dieser Stelle Hölle: "bei den Toten". Es gibt keine Bibelstelle, die den Scheol mit Qualen der dort verweilenden Menschen verbindet. Der bekannte Text in Lukas 16 wird später ausführlicher behandelt (siehe Der reiche Mann und der arme Lazarus (Lk 16,19-31)). Betrachtet man alle Stellen, die das Wort Scheol  beinhalten, und übersetzt dieses mit Grab, so bekommen mache der widersprüchlichen Texte wieder Sinn:

  • Die Sippe Korah fuhr lebendig in den Scheol d. h. ins Grab der Erde hinunter.
  • Aus dem Tode (Hölle = Scheol = Grab) kommt kein Mensch wieder ins Leben zurück.
  • Von Natur aus flieht daher der Mensch vor dem Tod d. h. dem Grab (Scheol). Wer will schon gern sterben?
  • Hiob wünschte von seinen Leiden erlöst zu werden, daher seine Todessehnsucht, sein Wunsch in den Scheol herabzufahren. Auch Jakob befürchtete, er komme bald in den Scheol.
  • Bei der Auferstehung kommt man wieder aus dem Scheol, dem Grabe, heraus.
  • Jona hielt den Fischleib für sein Grab (Scheol = Hölle);
  • David wird wieder aus dem Grab (Scheol = Hölle) auferstehen.

 

 
Ein anderes Wort für die Hölle: Tartarus (nur in 2Petr 2,4)

  1. Nach griechischer Auffassung ist der Tartarus, der tiefste Abgrund des Hades - ein finsterer, kalter Ort für die Verstorbenen, ein schauriger Abgrund.
  2. Dieses griechische Wort ist der Aufenthaltsort der bösen Engel.
  3. Wo halten sich die bösen Engel mit Satan laut der Bibel auf? Nicht in der "Hölle", sondern in der uns umgebenden Lufthülle: Eph 2,2; 6,12.

 

Tartarus ist also nicht der Ort, wohin verstorbene "Seelen" zur Qual hingehen, sondern eine Bezeichnung für den Aufenthaltsort der bösen Engel, der Dämonen. Sie wurden bis zum Endgericht aus dem Himmel auf die Erde verbannt. Dort werden sie dann endgültig vernichtet.

 

Tal Hinnom (hebr.) - Gehenna (griech.): 12-mal im NT

  1. Im Süden vor den Toren Jerusalems lag ein Tal, das den Söhnen Hinnom gehörte und daher "Tal Hinnom" genannt wurde. Dort verbrannte man die Leichen verendeter Tiere, Verbrecherleichen und allerlei Unrat, weshalb an diesem Kadaver-Vernichtungsplatz ein ständiges Feuer brannte.
  2. Das neutestamentliche Wort für Hölle ist Gehenna aus Ge-Hinnom (Tal Hinnom) entstanden, "was sich aus dem dort unterhaltenen Feuer ... erklärt" (Zeller, Bibl. Handwörterbuch, S. 347).

Es liegt nahe, dass mit Gehenna im NT ein Vernichtungsplatz (für "menschlichen Abfall") gemeint ist. Tatsächlich beschreibt die Bibel einen Feuerpfuhl, der nach den in der Offenbarung erwähnten 1000 Jahren für das Endgericht entsteht und in dem alle Ungläubigen verbrannt werden. Aus dieser "Hölle" kommt niemand heraus. Der verurteilte Mensch wird vom göttlichen Feuer verzehrt und stirbt den zweiten Tod (Off. 20,9-15). Das soll im folgenden Abschnitt näher beleuchtet werden!

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